Wohnhaus aus einem Guss
Monolithische Bauweise mit Leichtbeton
Sichtbar belassene Wände aus Beton, große Fensterausschnitte und eine klare, kubische Form zeichnen das moderne Wohnhaus von baurmann.dürr Architekten aus. Mit einem einschaligen monolithischen Wandaufbau aus Heidelberger Leichtbeton gelingen Architektur und nachhaltige Baukonstruktion aus einem Guss.
In einem stadtnahen Wohngebiet der großen Kreisstadt Ettlingen fügt sich ein moderner Wohnbau wie selbstverständlich in die Straßenansicht ein. Aufgrund seiner klaren Kubatur und authentischen Materialität fällt er dennoch sofort ins Auge. Die Fassaden präsentieren sich in grauem Leichtbeton, mit dem hier eine einschalige Konstruktion realisiert wurde, die keine zusätzliche Dämm- oder Putzschicht erfordert. Der monolithische Baukörper zeigt sich aufgrund der Hanglage von der Straßenseite her zweigeschossig, von der Gartenseite her dreistöckig. Markant fasst dort ein in die Außenwand eingelassener, hochstehender Kamin den Bereich der Dachterrasse ein. Von diesem Obergeschoss aus bietet sich ein weiter Panoramablick.
Ein Vorgängerbau aus den 1970er Jahren hätte sich energetisch kaum mehr auf einen zeitgemäßen Stand bringen lassen. So führt Architekt Martin Dürr aus: „Der Wille, den Energieverbrauch zu reduzieren, hat uns zu einem neuen Baustoff geführt, mit dem man wieder ‚ehrlich‘ konstruieren kann.“
Faible für Leichtbeton
Für Bauunternehmer Thomas Schweigert ist dieses Einfamilienhaus eines von mehreren Häusern, die er bereits in Leichtbeton ausgeführt hat. Drei Wohnhäuser und einen Gewerbebau hat er realisiert, drei weitere Gebäude sind in Planung. Normalerweise arbeitet das Unternehmen schlüsselfertig, in Ettlingen hatte sich das Architekturbüro wegen des kompletten Rohbaus einschließlich der Gartenmauern, Stützwände und Müllboxen aus Sichtbeton an das erfahrene Team gewandt.
Alle tragenden, mit Stahl bewehrten Wände des Hauses sind aus Leichtbeton und außen wie innen in Sichtbeton ohne Farbzuschlag ausgeführt. „Für die gewählte Betonbauweise mit LC12/13 braucht man keine Zustimmung im Einzelfall, auch mit Stahlbewehrung funktioniert bei diesem Beton der Korrosionsschutz“, erläutert Thomas Schweigert. Überzeugungsarbeit musste bei diesem Entwurf nicht geleistet werden. Die Bauherrenschaft wollte ein Haus aus Sichtbeton und schätzt die Authentizität des Baustoffs. Eine Musterwand auf der Eingangsebene in sichtbar belassenem rohem Beton, à la Béton brut, gab den Maßstab für die vorgesehene Betonqualität und Oberflächengüte.
Die Faszination für den Baustoff Leichtbeton ist Thomas Schweigerts Ausführungen deutlich zu entnehmen. „Zu so einer monolithischen Bauweise müssen wir in der Breite kommen, dann kann man von Nachhaltigkeit sprechen, insbesondere, wenn es gelingt – wie von HeidelbergCement forciert – den Baustoff Beton künftig immer mehr in Richtung CO2-Neutralität zu bringen.“
Integrierte Planung
Beim Einfamilienhaus in Ettlingen war Bauunternehmer Schweigert sehr früh eingebunden. Er hat die Architekten bereits während der Entwurfsplanung beraten. Fensteröffnungen und Gebäudeausschnitte wurden nach Vorlage der Schalungspläne modifiziert, sodass die Abspanntechnik der Wandschalung, sprich die sichtbaren Befestigungspunkte, als bewusster Bestandteil der Fassadengestaltung sichtbar ist. Diese Ankerkonen – mit Betonstopfen verschlossen – sind vertikal angeordnet, sie befinden sich bei der von Schweigert bevorzugten, glatten Schalung mittig in den Schaltafeln und lassen ein gleichmäßiges Ankerbild entstehen, das auf die Fensteröffnungen abgestimmt ist. Die Schalung wurde von den Betonbauern ohne Vorsatzschalung drei Meter, sprich geschosshoch bis Unterkante Decke, aufgebaut; sie ist wie üblich nur geölt worden. Eine eingeschobene Dreikantleiste pro Stockwerk lässt nach dem Ausschalen eine klare Fuge an der Oberkante Decke entstehen. Für den Deckenaufbau kamen Filigrandecken zum Einsatz. Diese Halbfertigteile wurden mit speziellen Bewehrungsanschlüssen in die Wandschalung eingelegt, sodass Wand und Decke nach dem Betonieren biegesteif verbunden waren. Am Dachabschluss wurden die Wände bis Oberkante Attika betoniert, sodass am oberen Gebäuderand keine horizontale Fuge mehr verläuft. Über den Pfosten-Riegel-Konstruktionen, die das Haus großzügig zur Gartenebene und zur Terrasse hin öffnen, sowie über den Fensteröffnungen verläuft ein Überzug. Das Flachdach, eine massive Stahlbetondecke aus Normalbeton, verfügt über einen Deckenausschnitt, der zusätzlich zu den großen Fensteröffnungen Licht von oben in die Wohnräume im Dachgeschoss bringt.
Monolithischer Aufbau
Die sichtbar belassene Betonoberfläche der tragenden Wände trägt zur Charakteristik des Gebäudes bei und hat noch weitere Vorteile: „Bei Leichtbeton LC12/13 brauche ich keine Wärmedämmung. Eine 50 Zentimeter dicke Außenmauer bringt bereits den nötigen Dämmwert“, erläutert Bauunternehmer Schweigert. Das ist auch der Grund, warum er von diesem Baustoff so begeistert ist und ihn für wegweisend hält. „Wir haben hier einen vor Ort hergestellten monolithischen Wandaufbau, ohne zusätzliche Dämmung, ohne Beschichtung, ohne die Notwendigkeit weiterer Aufbauten. Es ist energetisch unsinnig, wenn ich für einen Wandaufbau zig Lagen brauche, von der Konstruktion über die Dämmung, über Folien, äußere und innere Putzschichten, Farbe und so fort, das gilt meiner Meinung nach auch für Holzbauten. All dies erfordert mehrere Gewerke, summiert enorme Herstellungs- und Lieferketten der benötigten Materialien, die alle wiederum aufgetragen und miteinander verbunden werden müssen. Das kann weder wirtschaftlich noch nachhaltig sein, ganz zu schweigen vom späteren Recycling.“
Spezielle Rezeptur
Für das Leichtbetonhaus in Ettlingen sowie die anderen bereits von der Bauwerk Bauunternehmung mit diesem Baustoff realisierten Gebäude, ließ Heidelberger Beton die Rezeptur vom Betonlabor der Betotech Eppelheim entwickeln. Während der Rohbauphase wurde das Bauunternehmen auf der Baustelle von einem Baustoffprüfer oder Betontechnologen begleitet, der bei Lieferung und Einbau die Frischbetoneigenschaften entsprechend der gewählten Rezeptur überwachte.
Der dämmende Leichtbeton hat die Rohdichteklasse D 1,0 und weist in Ettlingen eine Wärmeleitzahl 0,25 W/mK auf. Inzwischen hat das Bauunternehmen ein weiteres Wohnhaus mit LC12/13 hergestellt, bei dem das Betonlabor die Rezeptur bis zur Wärmeleitzahl 0,22 W/mK optimiert hat. Eine Transformation des Bauens in Richtung Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit ist machbar, braucht aber politische Impulse: „Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen“, meint der Unternehmer. „Auch die Geschlossenheit des Oberflächengefüges wird von Bau zu Bau besser, der Beton wird homogener und bekommt eine dichtere Struktur, wird in Summe dichter, dadurch steigt auch seine Qualität.“ Die Leichtbetonrezeptur beinhaltet eine bestimmte Menge von Blähton und Blähglas. Beide Zuschläge sind in einem speziellen Verhältnis zueinander entscheidend für einen guten Dämmwert. Sie sind auch für die Anmutung des Betons relevant.
Mit seinem Know-how überzeugt Bauunternehmer Schweigert immer mehr Bauherren. Denn seine Referenzobjekte beflügeln die Nachfrage. Inzwischen entstehen 60 bis 70 Prozent seiner Gebäude mit diesem Beton. Nahe Ziele sind ein eigenes Betriebsgebäude in Leichtbeton. Auch der angedachte Bau eines innovativen Mehrfamilienhauses dürfte spannend werden. In einer verdichteten städtebaulichen Situation könnte die Leichtbetonbauweise ihr architektonisches und energetisches Potenzial gleichermaßen voll zum Einsatz bringen.
www.bauwerk-bau.de
www.bdarchitekten.com
marek.zwolinski@heidelbergcement.com
Objektsteckbrief:
- Projekt: Einfamilienhaus Ettlingen
- Architekten: baurmann.dürr Architekten, Karlsruhe
- Bauunternehmen: bauwerk bauunternehmung gmbh, Reilingen
- Beton: Heidelberger Leichtbeton LC12/13 XC4, XF1, WF, F4; Rohdichteklasse D 1,0 mit Zuschlägen aus Blähton und Blähglas, Wärmeleitzahl 0,25 W/mk
- Betonproduzent: Heidelberger Beton Karlsruhe GmbH & Co. KG
- Betonentwicklung: Betotech Baustofflabor GmbH, Baustofftechnisches Labor Eppelheim
- Fertigstellung: 2019
- Auszeichnung: „Hugo-Häring-Auszeichnung 2020“ des BDA für vorbildliche Bauten in Baden-Württemberg
Ausgewähltes Projekt im Wettbewerb „Häuser des Jahres 2020“ des Deutschen Architekturmuseums und des Callwey-Verlags (ISBN 978-3-7667-2485-4)
Bildunterschriften
Bild 01:
Großzügig öffnet sich der Leichtbetonbau mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion nach draußen. Auch von der Galerieebene erstreckt sich der Blick weit in den Garten.
Bildquelle: HeidelbergCement AG / Stephan Baumann
Bild 02:
Die Dachterrasse des Leichtbetonhauses wird von einem hohen, in die Außenwand integrierten Kamin flankiert.
Bildquelle: HeidelbergCement AG / Stephan Baumann
Bild 03:
Das präzise Schalbild zeichnet sich an der sichtbar belassenen Betonfassade ab. Die genau definierten Befestigungspunkte sind mittig und vertikal angeordnet. Auch auf Wartungsfugen sowie sichtbare Fallrohre konnte verzichtet werden.
Bildquelle: HeidelbergCement AG / Stephan Baumann
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Presse-Info 05.10.2021 - Bild 1. Großzügig öffnet sich der Leichtbetonbau mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion nach draußen. Auch von der Galerieebene erstreckt sich der Blick weit in den Garten.
Stephan Baumann, Karlsruhe
Presse-Info 05.10.2021 - Bild 2. Die Dachterrasse wird von einem hohen, in die Außenwand integrierten Kamin flankiert.
Stephan Baumann, Karlsruhe
Presse-Info 05.10.2021 - Bild 3. Das präzise Schalbild zeichnet sich an der sichtbar belassenen Betonfassade ab. Die genau definierten Befestigungspunkte sind mittig und vertikal angeordnet. Auch auf Wartungsfugen sowie sichtbare Fallrohre konnte verzichtet werden.
Stephan Baumann, Karlsruhe
Presse-Info 05.10.2021 - Bild 1. Großzügig öffnet sich der Leichtbetonbau mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion nach draußen. Auch von der Galerieebene erstreckt sich der Blick weit in den Garten.
Stephan Baumann, Karlsruhe
Presse-Info 05.10.2021 - Bild 2. Die Dachterrasse wird von einem hohen, in die Außenwand integrierten Kamin flankiert.
Stephan Baumann, Karlsruhe
Presse-Info 05.10.2021 - Bild 3. Das präzise Schalbild zeichnet sich an der sichtbar belassenen Betonfassade ab. Die genau definierten Befestigungspunkte sind mittig und vertikal angeordnet. Auch auf Wartungsfugen sowie sichtbare Fallrohre konnte verzichtet werden.
Stephan Baumann, Karlsruhe