Von der Lagerhalle zum kreativen Kontor

Industriegeschichte trifft Zeitgeist

In einem ehemaligen Industriebau am Berliner Spreebogen finden sich nach einem Umbau angesagte Büroräume sowie eine Gastronomie. AHM Architekten aus Berlin überführten die Stahlbetonskelettkonstruktion von 1969 als sichtbares Charakteristikum in das moderne Nutzungskonzept. Die tragenden und nichttragende Wände in den Medienräumen der zukünftigen Arbeitsbereiche planten sie mit massivem KS-Mauerwerk von Heidelberger Kalksandstein.

Direkt im Spreebogen, unweit der legendären Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur KPM, ist in den 1960iger Jahren auf westdeutscher Seite ein viergeschossiges Lagerhaus entstanden. Als nach der Wende derartige Lager für die Logistik nicht mehr nötig waren, wurde der Kasten mit Spreeblick als coole Stranddisco namens „Beach at the Box“ zwischengenutzt. Unter dem Namen „THE BOX“ hat der Kubus nun eine bemerkenswerte Wandlung erfahren und präsentiert sich als modernes Bürogebäude mit industriellem Charme.

Dass ein solcher Betonbau aus vorgefertigten, deckenüberspannenden Elementen heute revitalisiert wird, mag – neben seiner voll leistungsfähigen Bausubstanz – auch am Zeitgeist liegen, der die Arbeit mit dem Gebäudebestand unter ökologischen Gesichtspunkten zu den wichtigsten architektonischen Aufgaben der kommenden Jahre zählt. Unter dem Motto „reduce, reuse, recycle“ hat bereits der deutsche Pavillon auf der Architekturbiennale 2012 von sich reden gemacht. Sein Macher, der Architekt Muck Petzet, plädiert für den Um- und Weiterbau der oft ungeliebten Nachkriegsmoderne, und gehört zu jenen Architekten, die das Vorhandene als Inspiration und Anstoß zur Weiterentwicklung begreifen. Vorteilhaft für die Wiederbelebung des Industriebaus und die authentische Entwicklung eines Bürostandorts für innovative Unternehmen war auch seine zentrale Lage mitten in Charlottenburg, nahe an den Hauptverkehrsadern der Stadt, doch ruhig am Spreebogen gelegen. Künftig gehört der innerstädtische Standort am Wasser, unweit der Daimler City und der Technischen Universität vermutlich zu einem der Filetgrundstücke der Stadt.

Für AHM Architekten bot die markante Stahlbetonskelettkonstruktion einschließlich aussteifender Treppenkerne ein perfektes Szenario für die Verwirklichung eines beispielhaften Umbaukonzeptes. Die Berliner Architekten erkannten, dass die gut erhaltene, flexible Gebäudestruktur mit ihrem charakteristischen Erscheinungsbild vielfältigen, zeitgemäßen Arbeitswelten Raum geben könnte. Zusammen mit dem innovationsfreudigen Investor ANH Hausbesitz entwickelten sie ein Konzept, das außergewöhnliche Loftflächen in gewachsene Architektur einbindet, womit sich auch ein aufwendiger Abriss des massiven Kontorhauses erübrigte. Für die Revitalisierung wurde der Bau vollständig entkernt und bis auf seine ursprüngliche Stahlbetonskelettkonstruktion aus Stützen, Wandscheiben und Deckenflächen rückgebaut. Die alte, nahezu komplett geschlossene Fassade aus Waschbeton ersetzten die Architekten durch raumhohe Glasflächen mit einer innovativen vorgehängten Streckmetall-Bekleidung. Nötige Ausfachungen wurden mit Kalksandstein gemauert, gedämmt und verputzt. Die Rohbauarbeiten sowie größte Teile des Innenausbaus führte die HDAG Projektgesellschaft aus, die vom Betonbau bis zum Blitzschutz alle Arbeiten aus einer Hand anbot. In fünf Monaten realisierten Stefan Staamann, der als Bauleiter der HDAG die Arbeiten überwachte, und sein Team den gesamten Rohbau. Dies beinhaltete neben dem Bau einer 24 Meter hohen Sichtbetonwand und einer offenen Treppe auch das Mauern von tragenden und nichttragenden Wänden in den Medienräumen der zukünftigen Arbeitsbereiche. Hier, in den Büroetagen, erfüllen die massiven KS-Wände von Heidelberger Kalksandstein die Anforderungen an den Schallschutz und boten sich auch als Versorgungswände für Installationen an. Auch die gesamten Zwischenwände im Kellerbereich wurden mit Kalksandstein gemauert. Schließlich konnte mit Kalksandstein auch die fensterlose Brandwand zum Nachbargrundstück erstellt werden. Hier haben die KS-Steine auch aussteifende Funktion und verhindern den Brandüberschlag zum anschließenden Druckereigebäude.

Bewusst erhielten AHM Architekten den attraktiven industriellen Gebäudecharakter mit sichtbaren Installationskanälen unter der Decke, abgeschliffenen Estrichböden und markantem Sichtbeton. Auch die über vier Meter hohen Räumlichkeiten der 200 bis 1.200 Quadratmeter großen Bürolofts verdanken ihre Ausstrahlung dem Charme des 60er-Jahre-Bestands. Auf das Flachdach der Kiste setzten die Architekten ein neues Staffelgeschoss. Das Konzept trägt Früchte: Hier oben hat sich bereits ein renommiertes Berliner Architekturbüro dauerhaft eingemietet.  

(Zeichen 4.738)


Objektsteckbrief

  • Bauherr: ANH Hausbesitz GmbH & Co. Kommanditgesellschaft, Arnsberg/Berlin
  • Architekten: AHM Architekten BDA, Berlin
  • Rohbau: HDAG Projektgesellschaft mbH, Berlin
  • Produkte: Ausfachung Fassaden und Trennwände im Innenausbau mit Kalksandstein KS-Plansteinen der Heidelberger Kalksandstein GmbH
  • BGF: ca. 7.500 m²
  • Fertigstellung: 2014

 

Bildunterschriften:

Bild 1: In der alten Hülle sind über 5.000 Quadratmeter Bürofläche und knapp 400 Quadratmeter für Gastronomie entstanden. Bildquelle: HeidelbergCement/Stephan Falk

Bild 2: In den Büroetagen erfüllen die massiven KS-Wände von Heidelberger Kalksandstein die Anforderungen an den Schallschutz und bieten sich auch als Versorgungswände für Installationen an. Bildquelle: HeidelbergCement/Stephan Falk

Bild 3: Helle, von Tageslicht durchflutete Räume eignen sich besonders für kreatives Arbeiten in Open-Space-Lösungen. Bildquelle: HeidelbergCement/Stephan Falk

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Presse-Info 06.02.2015 - Bild 1. In der alten Hülle sind über 5.000 Quadratmeter Bürofläche und knapp 400 Quadratmeter für Gastronomie entstanden.

Presse-Info 06.02.2015 - Bild 2. In den Büroetagen erfüllen die massiven KS-Wände von Heidelberger Kalksandstein die Anforderungen an den Schallschutz und bieten sich auch als Versorgungswände für Installationen an.

Presse-Info 06.02.2015 - Bild 3. Helle, von Tageslicht durchflutete Räume eignen sich besonders für kreatives Arbeiten in Open-Space-Lösungen.