Werkzeugkasten "Zeitreise Steinbruch"

Entwicklung von Landschaftsstruktur und Biodiversität – QLA Gewinner in der Kategorie Gesellschaft 2021-22

Welchen Einfluss hat ein Steinbruch auf die Strukturvielfalt und die Biodiversität einer Landschaft? Wie entwickeln sich diese beiden Faktoren über die gesamte Nutzungszeit hinweg? Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um den ökologischen Zustand eines Steinbruchs in Zukunft zu verbessern? 

Umsetzung des Werkzeugkasten „Zeitreise Steinbruch“ am Beispiel Burglengenfeld 

Diese Fragen sollen am Beispiel des Steinbruchs Burglengenfeld durch den Werkzeugkasten „Zeitreise Steinbruch“ beantwortet werden. Hierfür wird eine quantitative Analyse mittels Luftbildern von 1945 bis 2019 in ArcGIS durchgeführt. Dadurch können die Flächenanteile und zeitlichen Veränderungen der einzelnen Landschaftselemente, wie zum Beispiel Sträucher, Straßen, Gewässer etc. nachvollzogen werden. Zudem werden die zwei Kriterien Habitatdiversität und Habitatwert eingeführt, mit deren Hilfe man den Einfluss des Steinbruchs auf die Biodiversität bestimmen kann. Der ökologische Gesamtzustand des Steinbruchs wird schlussendlich durch eine Gesamtpunktzahl dargestellt. 

Um nicht bei dem so berechneten Status quo zu verharren, zeigt der Werkzeugkasten „Zeitreise Steinbruch“ auf, wie der ökologischen Ist-Zustand durch Renaturierungsmaßnahmen aufgewertet werden kann. Der Fokus liegt hierbei auf temporären Lebensräumen und wie diese sich durch verschiedene Maßnahmen schützen, anlegen und fördern lassen. Bei dem zugrunde liegenden Konzept „Natur auf Zeit“ werden die besonderen Ansprüche des dynamischen Rohstoffabbausystems in die Renaturierungsplanung integriert.

Im Gegensatz zur Berechnung des Einflusses von Steinbrüchen auf die Biodiversität, die auf landschaftlicher Ebene durchgeführt wird, basiert die vorgestellte Renaturierungsplanung auf den Ansprüchen einzelner Tier- und Pflanzenarten an ihre Habitate. Um aus der Vielzahl an in Steinbrüchen potenziell vorkommenden Arten, die passenden Arten für Renaturierungskonzepte auszuwählen, liefert der Werkzeugkasten „Zeitreise Steinbruch“ zusätzlich einen standardisierten Leitfaden zur Findung geeigneter Zielarten aus sieben Artengruppen (Vögel, Reptilien, Amphibien, Heuschrecken, Libellen, Schmetterlinge, Pflanzen). Auf diese Weise lassen sich für einzelne Teillebensräume in Steinbrüchen Kollektive von Zielarten festlegen, die auf die Möglichkeiten vor Ort, Wünsche der Beteiligten und natürlich die Ansprüche der Arten angepasst sind. 

Standardisierte Anwendung – Nutzbarkeit für andere Abbaustätte 

Die angewendete Methodik ist so standardisiert, dass sie sich auf weitere Abbaustätten übertragen lässt. Dies ist der sogenannte Werkzeugkasten „Zeitreise Steinbruch“. Das Bewertungssystem bietet als eine Art Monitoring die Möglichkeit, den Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen zu quantifizieren oder zu überprüfen, ob frühere Pflegestrategien noch zeitgemäß sind. Durch eine frühzeitige Renaturierungsplanung noch während dem Abbaugeschehen lassen sich durch die direkte Verfügbarkeit von Arbeitsmaschinen die Kosten für die Maßnahmenumsetzung reduzieren. Durch das Bewertungssystem und die Möglichkeit die Note des Steinbruchs zu verbessern, sollen weitere Steinbruchbetreiber motiviert werden, Maßnahmen für den Erhalt der Biodiversität zu ergreifen.