Biodiversität eines Baggersees - Leben ohne Fische
QLA Projektgewinner in der Kategorie Wissenschaft 2021-22/ Kiesgrube Durmersheim
Aufgrund von menschlichem Eingreifen sind Baggerseen sehr dynamische Lebensräume. Daher können sich selbst auf kleinem Raum eine Vielzahl von Kleinbiotopen bilden, wodurch eine hohe Biodiversität entstehen kann. Wir haben uns in unserem Projekt mit einzelnen Aspekten der Biodiversität der Kiesgrube Durmersheim beschäftigt. Hier besteht die Besonderheit, dass diese eines der wenigen Gewässer in Deutschland ist, wo der Fisch als bedeutender Prädator im Gewässer fehlt. Zudem liegt die Kiesgrube in einem Naturschutzgebiet und somit, abgesehen von den Arbeiten von Heidelberg Materials, frei von Eingriffen einer breiten Menschenmasse. Als fischhaltiges Vergleichsgewässer wurde der benachbarte Epplesee gewählt.
Die Untersuchungen haben ergeben, dass sowohl die Anzahl der Individuen als auch die Anzahl der verschiedenen Arten der untersuchten Tiergruppen in der Kiesgrube Durmersheim im Vergleich zum fischhaltigen Epplesee höher ist. Somit weist die Kiesgrube Durmersheim eine höhere Biodiversität auf. Zudem konnten in Durmersheim auch Arten bzw. Familien gefunden werden, die vom Rote Liste Zentrum als gefährdet eingestuft werden. Weiterhin hat das Projekt gezeigt, dass das Fehlen von Fischen in Durmersheim die Entwicklung und die Populations-dichte von den darin lebenden Teichmolchen (Lissotrition vulgaris) positiv beeinflusst.
Teilprojekte
- Ein Teil der Gruppe hat sich mit dem Makrozoobenthos beschäftigt. Dabei handelt es sich um wirbellose Tiere, die den Gewässerboden besiedeln und mit einer Größe von ca. 1mm aufwärts gerade noch mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Es ging um den Vergleich der Individuenzahlen und des Artenvorkommens zwischen der Kiesgrube Durmersheim und dem Epplesee.
- Eine zweite Teilgruppe formiert, die die merolimnischen Insekten untersucht haben. Sie zeichnet aus, dass sie ihr Larvenstadium im Wasser verbringen und dabei zum Makrozoobenthos zählen. Als adulte Insekten begeben sie sich für die Fortpflanzung an Land. Vordergründig ging es darum her-auszufinden, ob sich die Unterschiede der beim Makrozoobenthos gefundenen Insektenlarven auch bei den geschlüpften Insekten widerspiegeln.
- Als drittes Teilprojekt wurde sich mit dem Teichmolch (Lissotriton vulagaris) beschäftigt. Ziel war es, die Molche im Gewässer nachzuweisen und herauszufinden, ob diese neoton sind, also ob sie im Wasser verbleiben und dort als adulte Tiere mit Außenkiemen leben.
Methoden und Ergebnisse
- Makrozoobenthos
Im Rahmen der Forschung wurde ein Gewässermonitoring durchgeführt, um Aufschlüsse über das Vorkommen und die Vielfalt des Makrozoobenthos unter Ausschluss des Fisches als Prädator zu erhalten. Parallel dazu fanden Referenzuntersuchungen am nahe gelegenen Epplesee statt. Es fanden insgesamt sechs Probenahmen in einem Intervall von zwei Wochen statt und richteten sich nach einer standardisierten Probenahmevorschrift.
Die erhaltenen Ergebnisse zeigen, wie artenreich das Makrozoobenthos in der Kiesgrube Durmersheim zusammengesetzt ist, denn insgesamt wurden 13 Tiergruppen, zu denen 72 unterschiedliche Arten zählen, verzeichnet. Darunter befindet sich eine Käferart und eine Spinnenart, die beide auf der Roten Liste der Pflanzen und Tiere Deutschlands als gefährdet eingestuft werden. Es wurden in diesem Zeitraum ungefähr 6500 Individuen an sechs Standorten gefangen und untersucht. Das Gewässermonitoring des Epplesees, der unweit gelegen ist und Fische führt, zeigt auf, dass insgesamt 16 unterschiedliche Arten ermittelt werden konnten, die sich aus 6 Tiergruppen zusammensetzen. Die Fangzahl der Individuen betrug an zwei Standorten fast 1800 Tiere von zumeist invasiven Arten.
Somit zeigt der Vergleich der beiden Seen, dass Fische einen großen Einfluss sowohl auf die Anzahl als auch auf die Zusammensetzung des Makrozoobenthos eines Gewässers haben. - Merolimnische Insekten
Zur Erfassung der merolimnischen Insekten wurden Emmergenzfallen gebaut. Die Fallen wurden im zweiwöchigen Rhythmus geleert und die Insekten anschließen im Labor bis zur Familie bestimmt und die Biomasse gemessen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Vielfalt bezüglich dieser Tiere in Durmersheim höher liegt. Durch den Vergleich mit dem fischhaltigen Epplesee kann man darauf schließen, dass hierfür das Fehlen des Fisches als Prädator eine wesentliche Ursache ist. Eine weitere Rolle spielt aber sicherlich auch die Tatsache, dass die Kiesgrube Durmersheim in einem Naturschutzgebiet liegt und nicht wie der Epplesee von Menschen zum Angeln oder für Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Surfen etc. genutzt wird. - Teichmolch (Lissotriton vulgaris)
Zur Kartierung der Tiere in der Durmersheimer Kiesgrube wurden 11-Loch-Kalksandsteine von Heidelberg Materials als künstliche Verstecke und Fangmöglichkeit der Molche verwendet. Die Steine wurden im wöchentlichen Rhythmus von Anfang Mai bis Ende Juni sowie mit einem Abschlusstermin im Juli kontrolliert. Bei den Kontrollen wurden die Kalksandsteine aus dem See entnommen und die umliegende Fläche mithilfe eines Keschers nach Molchen abgesucht. Die Molche wurden von der Bauchseite und von der Rückenseite auf einem Karopapier fotografiert, das Geschlecht und der Fundort notiert. Nach der Dokumentation wurden die Tiere zurück in die Kiesgrube gelassen.
Es wurde festgestellt dass teilweise offene Flächen mit flachen Ufern von den Molchen bevorzugt wurden. Die gefangenen Teichmolche mit Außenkiemen weißten eine über das Larvenstadium hinausreichende Körpergröße und ausgebildete Kloaken auf.
Zusammenfassung
Bei allen untersuchten Tiergruppen haben sich in der fischfreien Kiesgrube Durmersheim eine höhere Individuenanzahl und eine größere Arten- bzw. Familienvielfalt gezeigt als im fischhaltigen Epplesee. Damit zeigt dieses Forschungsprojekt, dass die Fischlosgikeit der Kiesgrube Durmersheim die biologische Vielfalt von den untersuchten Tiergruppen fördert. Da bei allen Tiergruppen dieses Ergebnis herausgekommen ist, schließen wir darauf, dass auch bei anderen Tierarten eine größere Vielfalt bzw. ein hohes Individuenvorkommen zu erwarten ist. Weiterhin hat sich gezeigt, dass die Kiesgrube ein Lebensraum für seltene Arten und Familien ist. Neben dem Fehlen des Fisches als Fressfeind wird dies sicherlich vor allem dadurch gefördert, dass die Kiesgrube Durmersheim – anders wie der Epplesee – nicht von einer breiten Menschenmasse für Freizeitaktivitäten genutzt wird, die etwa die Ruhe der Tiere stören oder das Biotop mit Müll verschmutzen.
Biodiversität eines Baggersees. Das Fehlen von Fischen in Durmersheim beeinflusst die Entwicklung und die Populationsdichte von den darin lebenden Teichmolchen positiv.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Die Fischlosigkeit der Kiesgrube Durmersheim hat die biologische Vielfalt von den untersuchten Tiergruppen gefördert.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Kiesgrube eine höhere Biodiversität aufweist als der benachbarte Epplesee.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Im Baggersee der Kiesgrube Durmersheim fehlt der Fisch als ein bedeutender Prädator im Gewässer.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Das Fehlen von Fischen in Durmersheim beeinflusst die Entwicklung und die Populationsdichte von den darin lebenden Teichmolchen positiv.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Die Fischlosigkeit der Kiesgrube Durmersheim hat die biologische Vielfalt von den untersuchten Tiergruppen gefördert.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Kiesgrube eine höhere Biodiversität aufweist als der benachbarte Epplesee.
Heidelberg Materials
Biodiversität eines Baggersees. Im Baggersee der Kiesgrube Durmersheim fehlt der Fisch als ein bedeutender Prädator im Gewässer.
Heidelberg Materials